Seit August 2021 besucht Silke Schatz den Ort Manheim regelmäßig, es ist ihr Anliegen diesen verschwindenden Ort mit ihren künstlerischen Mitteln zu archivieren und ihn somit für die Öffentlichkeit zu erhalten.
Manheim ist das letzte Dorf, das durch den Energiekonzern RWE im Nordrheinwestfälischen Braunkohlerevier (rheinisches Revier) zwischen Köln, Düsseldorf und Aachen gelegen, abgebaggert werden soll.
Die Umsiedlung Manheims begann 2012 und sollte bis 2022 beendet sein, d.h. die BewohnerInnen (und die Toten) werden an einen neuen entstehenden, nahen Ort, Manheim-Neu, nach zähen Verhandlungen umgesiedelt. Der alte Ort samt Gärten, Infrastruktur und uraltem Baumbestand wird gerodet und abgerissen, um die tief darunterliegende Braunkohle zu fördern.
Dem Abriß fallen auch viele historische Bauten, wie z.B. das Haus Bochheim, Hof im Besitz der Zisterzienserabtei Altenberg von 1138 - 1802 zum Opfer, oder landmarks wie die Friedenslinden die in den Dörfern der Region um 1648 gepflanzt wurden.
Von den ehemals 1.600 BewohnerInnen des 1.000 Jahre alten Ortes leben heute (Stand 08-2023) noch vier Parteien im Ort, davon drei Bauern und Bäuerinnen mit Familie, einige haben immer noch keine Verhandlungen mit RWE geführt, sie hoffen dass durch die politische Situation doch noch ein Erhalt der restlichen Ortschaft möglich ist. Auch um Teile wieder aufzuforsten - der Hambacher Wald, der zwischen gigantischer Braunkohlegrube und Manheim liegt war ehemals 4100 ha, und ist heute noch 200 ha groß und in schlechtem Zustand.
Der Tagebau Hambach ist das tiefste Loch Europas mit 411 m und auch die größte industrielle Aushebung, nach Plänen der Landesregierung und RWE soll hier wie üblich ein See entstehen, die Befüllung wird kompliziert und langwierig, zw. 40 und 80 Jahre stehen zur Diskussion bis dann der zweitgrößte See Deutschlands entstanden ist, bis dahin wird sich zeigen wie der Klimawandel sich entwickelt, ob soviel Wasser noch zur Verfügung steht, da neben dem Grundwasser, das von 5 auf 500m in der gesamten Region abgepumt wurde und zurück in die Geologie fließt auch der Rhein Wasser für die Befüllung liefern muss.
Exkursion und Workshop mit Fahrrädern (der Ort ist inzwischen vom öffentlichen Transportnetz abgekoppelt)
- geführter Spaziergang durch Manheim mit Silke Schatz und Hubert Perschke (Fotograf und Mitglied der Bürgerinitiative Buirer für Buir, ein Nachbarort Manheims), Vortrag zu Geschichte des Ortes, sowie zur Ruderalvegetation, Flora und Fauna, dem Heimatbegriff
- Besuch von Morschenich, neben Manheim gelegen, ein ebenfalls teilweise umgesiedeltes „Geisterdorf“ das wieder bewohnt werden soll, Stichwort: „Dorf der Zukunft“, momentan wohnen neben einigen verbliebenen BewohnerInnen, viele geflüchtete Menschen aus allen Weltregionen dort, auch aus Ahrweiler (Flutkatastrophe 2021), Besuch des hambi camp und seiner BewohnerInnen im Ort
- Tour zur alten BAB A4, zum Hambacher Wald, der nach wie vor besetzt ist, zum Tagebau Hambach und nach Manheim-neu
Sonntag Abschlußbesprechung im Konferenzraum des Museums Ludwig in Köln
Es wird Gelegenheit geben, die Orte eigenständig zu erkunden, Eindrücke und Fundstücke zu sammeln.
Geplant ist der transfer einiger Pflanzen nach Nürnberg an die Akademie.